Microsoft Teams im interkulturellen Einsatz – Zwischen „Equipe“, Emojis und Ehrgefühl

Ich hatte in den letzten Jahren immer wieder das Vergnügen auch in anderen Kulturen tätig werden zu dürfen. In der Regel waren es deutsche bzw. österreichische Firmen die Dependancen im Ausland unterhielten, die mich dorthin schickten. Meine Aufgabe war es meist, die Mitarbeitenden dieser Niederlassungen abzuholen und im Sinne des "Headquarters" in die Technik und noch mehr, in die Art wie sie genutzt werden soll einzuführen. Da es bei Lync, Skype for Business und letztlich Microsoft Teams immer um Kommunikation ging und geht, war dies besonders spannend.

Die Digitalisierung verbindet zwar – aber Kultur trennt gelegentlich doch noch. Microsoft Teams ist für viele international agierenden Unternehmen das Rückgrat der virtuellen Zusammenarbeit. Doch wer denkt, dass der Einsatz von Teams überall gleich funktioniert, hat vermutlich noch nie versucht, mit Kollegen aus China, Frankreich, Australien, den USA und Italien ein gemeinsames Projekt über Zeitzonen und Temperamente hinweg zu stemmen.

Hier ein paar Erfahrungswerte von mir. Willkommen in der Realität des "interkulturellen Einsatzes von Microsoft Teams".

Bonjour - Wenn "Teams" plötzlich „Equipe“ heißt – Sprachliche Überraschungen

Beginnen wir mit meinem Einsatz in Frankreich, denn nicht überall heißen Teams in Teams auch Teams. Sind Sie verwirrt? Die Franzosen haben kurzerhand beschlossen, dass Teams in Teams "Equipe" heißen, also Mannschaft. Und das ist kein Scherz. Während man in anderen Ländern schlicht über „Teams“ spricht, öffnet man in Paris stolz seine „Équipe“. Wer beim gemeinsamen Kick-off-Meeting frägt wie das Team heißt, wird in Frankreich vermutlich höflich, aber bestimmt korrigiert.

Interessanter Weise war Frankreich bislang das einzige Land wo ich erlebt habe, dass die Screenshots der Hilfe aus dem Englischen in die Landessprache übersetzt wurden.

Apropos Frankreich: Hier zeigt sich auch im digitalen Raum eine gewisse *formalité*. Kurze, englische Mails mit fehlender Anrede? Mon Dieu! Da wird lieber noch ein „Bonjour, chers collègues“ davor getippt, selbst wenn es „nur“ ein Chat ist.

I did it my way: Alles locker – vielleicht zu locker?

In den Vereinigten Staaten herrscht dagegen ein viel lockerer Ton: unkompliziert, schnell, direkt – und immer auf der Jagd. IT-Tools wie Teams werden oft wie WhatsApp genutzt. GIFs, Emojis, Katzenbilder im Meeting-Chat? Ganz normal. Wer dort mit einem fünfseitigen Leitfaden zur Kanalstruktur aufwartet, wird belächelt – oder ignoriert.

Und in Sachen Datenschutz sind sie; Nennen wir es mal *optimistisch entspannt*. Während man in Europa noch die AV-Verträge prüft, sind in den USA längst alle Teammitglieder in einen öffentlich geteilten Kanal eingeladen worden – inklusive des Praktikanten, der eigentlich nur wegen der Pizza dabei ist.

Konferenzen online durchzuführen schein in den USA auch schon in die DNA übergegangen zu sein. Als ich zu einer Schulung in die Staaten reisen durfte, wurde mir in der Firma ein Schulungsraum zugewiesen. Während ich mich einrichtete bekam ich die Nachricht, dass die meisten Teilnehmer remote daran teilnehmen werden. Meine erste Frage: Wo sitzen denn die Leute? Antwort: In ihren Büros. Also keine 50 Meter von mir weg. Meine zweite Frage: Warum bin ich dann in die USA gereist? Glücklicherweise, aber nicht ohne Verwunderung seitens der Teilnehmer versammelten sich doch die Teilnehmer im Konferenzraum. Auf die Idee muss man erst mal kommen.

Im Reich der Mitte: Teams? Nur wenn der Chef es sagt.

In China ist der Umgang mit Microsoft Teams stark autoritätsgetrieben. Wenn der Vorgesetzte Teams nutzt, wird es akzeptiert – aber von echter Begeisterung oder proaktiver Nutzung war wenig zu merken. Schulungen sind dort ein sensibles Thema: Wer eine Trainingssession besucht, gibt damit indirekt zu, dass er etwas nicht weiß. Ein Gesichtsverlust, den man lieber durch Abwesenheit vermeidet.

Wenn der Chef die Teilnahme anordnet, oder eventuell sogar daran teilnimmt, dann ist der Raum auch mal schnell überfüllt.

Schön war auch, dass ich in meiner Rolle als Trainer regelrecht hofiert wurde. Lehrer haben in China noch einen gewissen Status, während man ja hierzulande manchmal wirklich der Animateur schlicht hin ist. Als ich in einem morgendlichen Small-Talk nebenbei erwähnte, dass der Kaffee im Hotel ziemlich übel war, verließ die Sekretärin im Laufschritt das Büro um mir einen zu bringen.

Wenn ich während des Trainings fragte ob alles verstanden sei, kam immer ein eifriges Nicken. Als ich dann aufforderte es denn jetzt mal selbst zu probieren, merkte ich dass erst 10% angekommen waren. Aber, es folgte ein reger Austausch untereinander und meine Hilfe wurde dankbar angenommen, so dass sich der Lernerfolg doch recht zügig einstellte.

Ein Kollege berichtete mal von einem chinesischen Mitarbeiter, der stillschweigend einen Screenshot von jedem Menüpunkt gemacht hat, statt zu fragen, wie man einen Anruf startet. *„Learning by Screenshot“* – eine stille Meisterschaft.

Mein großes Fazit für China: Remoteschulungen machen Null Sinn. Vor Ort zu sein zeigt mögliche Lernhemnisse auf, zeugt von Respekt und erzeugt Respekt.

Down Under: Locker, pragmatisch – aber mit Understatement

Australier nutzen Teams gern, aber ohne großes Tamtam. Kein übertriebener Formalismus, wenig Hierarchien – dafür klare Kommunikation und trockener Humor. Ein typischer australischer Team-Call beginnt gern mit einem „How ya going, mate?“ – selbst wenn’s um ein Millionenprojekt geht. Wichtig ist, dass es funktioniert – nicht, dass es besonders formell ist.

Ein IT-Projektleiter aus Sydney meinte einmal: *„We don't need a policy for Teams, we just use it. If someone messes up, we sort it out over a beer.“*mn



Benvenuto: Leidenschaft – auch bei der Dateibenennung

Lager-Restaurant
Italiener bringen Emotionen in die Kommunikation – auch in Microsoft Teams. Hier wird leidenschaftlich diskutiert, laut gelacht (ja, selbst in virtuellen Calls), und die Kamera ist öfter an als aus – denn Körpersprache gehört nun mal dazu. Dafür ist die Ordnerstruktur manchmal… sagen wir mal… *flexibel*. Dateien heißen mitunter „finale\_vera\_3\_def.docx“ – was oft nicht die letzte Version ist, sondern die emotionalste.

Meetings beginnen nicht immer pünktlich, aber immer herzlich. Und wer zu steif auf Prozesse pocht, wirkt schnell wie ein Spaßverderber. Bei eine meiner Schulungen wurde kurzerhand der Lagerbereich, mit Tischen, Tischdecken und Buffet ausgestattet. Gekocht hatte eine Mitarbeiterin für alle und es war lecker. Echte Nona-Küche in der Schulungspause.

Offenheit gegenüber neuen Kommunikationslösungen: Ein bunter Mix

Während in den USA oder Australien neue Tools oft freudig ausprobiert werden, begegnet man in anderen Ländern Neuerungen mit Skepsis. In Deutschland wird erst der Datenschutz geprüft, dann der Betriebsrat informiert, dann das Pilotprojekt gestartet – alles dokumentiert, versteht sich. In Italien zählt oft der persönliche Nutzen, in China das grüne Licht von oben, und in Frankreich das ästhetische Gefühl, dass das Tool „zu uns“ passt.

Datenschutz und Regulierung – eine Welt für sich

Die DSGVO in Europa sorgt für viele Diskussionen rund um Datenverarbeitung, Speicherung und Compliance. In Deutschland wird Teams erst dann richtig eingeführt, wenn man sicher ist, dass wirklich keiner mithört – nicht mal Microsoft. In den USA oder China hingegen sind Datenschutzbedenken oft zweitrangig. Das führt zu kuriosen Situationen: Ein deutsches Team will kein Transkript anfertigen, weil Daten gespeichert werden könnten – während der US-Kollege bereits die Aufzeichnung inklusive Zusammenfassung über die Cloud verschickt hat.

                                        

Fazit: Humor, Respekt – und ein bisschen Teams-Zauberei

Microsoft Teams ist mehr als ein Werkzeug – es ist ein Spiegel kultureller Eigenheiten. Wer international zusammenarbeitet, sollte nicht nur die technischen Funktionen kennen, sondern auch das menschlichen Verhalten dahinter verstehen.

Ein bisschen Humor hilft dabei: Wenn der französische Kollege seine „Équipe“ organisiert, der Amerikaner ein GIF schickt, der Chinese lieber schweigt, der Italiener wild gestikuliert und der Australier sich einfach entspannt zurücklehnt – dann funktioniert Teams genau so, wie es gedacht ist: verbindend.

Hier noch ein Tipp zum Schluss:

Führen Sie im internationalen Team eine kleine „Teams-Knigge-Runde“ ein – mit lustigen Anekdoten und echten Erfahrungen. Das stärkt nicht nur das Verständnis, sondern auch das Miteinander. Und wenn alles schiefgeht? Notfalls hilft ein GIF. Oder ein guter Espresso.

Unterstützung bekommen Sie auch - wer hätte es gedacht? - von mir.

 




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